Brauchen wir Frauen wirklich Gleichberechtigung und Gleichbehandlung?

Am Frauentag, wurde in vielen Beiträgen über das Thema Gleichberechtigung und Gleichbehandlung geschrieben. Geht es in der heutigen Zeit wirklich darum, was Frauen tun können, um für ihre Rechte und Chancen zu kämpfen? Schon beim Wort „Kampf“ wird mir unwohl. Ist es wirklich das, was wir anstreben sollten? Ich beobachte, dass viele Frauen in Führungspositionen den Weg der Männer eingeschlagen haben, um erfolgreich zu sein. Wirken sie weiblich, glücklich, entspannt und voller Freude? Oder haben sie sich das Spiel der Männer zu eigen gemacht und wirken hart und maskulin? Ist es nicht auffallend, dass viele Führungskräfte, egal ob Mann oder Frau in den Burnout oder in die Depression kommen? Ist das wirklich unser Ziel? Gerne möchte ich dazu anregen, darüber nachzudenken, was es für kraftvolle Entscheidungen braucht, mit dem Ziel, ein Leben zu leben, welches uns Kraft gibt, inspiriert und den eigenen Werten entspricht.

Inhaltsverzeichnis

Wir brauchen Gegenpole

Das Streben nach Gleichberechtigung ist ein wichtiges Anliegen, doch es ist auch entscheidend zu erkennen, dass Gleichberechtigung nicht gleichbedeutend mit Gleichbehandlung ist. In Deutschland haben Frauen gesetzlich dieselben Rechte wie Männer, und es besteht immer noch ein Ungleichgewicht in vielen Bereichen des Lebens. Doch die Frage, die wir uns stellen sollten, ist: Ist es die Lösung, wenn wir genau wie Männer behandelt werden? Oder braucht das männliche und das weibliche Prinzip? Es macht keinen Sinn, diese gegensätzlichen Aspekte gleich behandeln zu wollen. Im Leben braucht es mal das eine mehr und manchmal das andere. Das liegt in der Natur der Sache. Ich für mich kann eindeutig sagen, ich möchte nicht wie ein Mann behandelt werden. Ich bin stolz, eine Frau zu sein, mit eigenen Stärken, Perspektiven und Bedürfnissen. Doch das bedeutet nicht, dass ich nicht dieselben Chancen haben möchte. Ich möchte die gleichen Möglichkeiten haben, aber auf meine weibliche Art und Weise. Warum sollten wir uns nur an einem männlich geprägten Standard messen, wenn wir auch weibliche Qualitäten und Fähigkeiten haben?

Die Vorstellung, dass Gleichbehandlung die Lösung unseres Problems ist, ist dumm. Unser Anderssein sollte eine Chance bekommen und wirken dürfen. Es geht für mich darum, auf kreative und intuitive Weise unsere Fähigkeiten zu nutzen, um Veränderungen herbeizuführen. Haben wir es schon ausprobiert, unsere wertschätzende Weiblichkeit als Stärke integral zur Männlichkeit einzusetzen? Es ist an der Zeit, dass wir unsere Weiblichkeit als eine Quelle der Stärke und der Veränderung anerkennen, indem wir es uns selbst erlauben. Damit werden wir eine Welt schaffen, in der die Gegenpole Männlichkeit und Weiblichkeit ihre Wertschätzung erhalten. Letztendlich liegt die Antwort darauf, wie wir als Individuen und Gesellschaft erfolgreich sein können, nicht nur im Streben nach Macht und Dominanz, nicht nach Gleichbehandlung, sondern auch in der Fähigkeit, unsere weiblichen Qualitäten wie Empathie und Intuition zu kultivieren. Es braucht beide Pole, das Männliche und das Weibliche.

Doch zuallererst, ist Frau gleich Weiblichkeit?

Nein. Weiblichkeit ist facettenreich und vielschichtig. Sie umfasst eine breite Palette von Merkmalen, Qualitäten und Verhaltensweisen, die typischerweise mit Frauen in Verbindung gebracht werden. Dabei ist es mir wichtig zu betonen, dass Weiblichkeit nicht an ein bestimmtes Geschlecht gebunden ist und dass jeder weibliche Anteile in sich trägt. Weiblich ist z.B. die Stille, Auszeiten, Geduld, Kreativität, Intuition, Weisheit, Liebe, Empathie, Vertrauen, Zeitqualität, Achtsamkeit, nährend, Frieden, verbindend, sensibel. Weiblichkeit zeigt sich u.a. in der Fähigkeit, Beziehungen aufzubauen und zu pflegen, und in der Bereitschaft, anderen zu helfen und sie zu unterstützen. Darüber hinaus umfasst Weiblichkeit auch Stärke, Durchsetzungsvermögen und Entschlossenheit, wenn sie aus einer liebevollen Klarheit heraus getroffen und kommuniziert wird. Die Weiblichkeit ist eine kraftvolle und transformative Kraft. Für Weiblichkeit müssen wir nicht kämpfen, sondern den Mut haben, diese wiederzuentdecken. Sie ist für mich eine Quelle der Inspiration und Empowerment für uns alle.

Lösungen finden wir in der Stille

Insbesondere für eine Führungskraft selbst bringt es zahlreiche Vorteile, regelmäßig in die Stille zu gehen oder sich Auszeiten zu nehmen, um auf weibliche Art Lösungen zu finden.

Erstens ermöglicht es diesen Moment der Ruhe und Reflexion, dass wir uns selbst besser kennenlernen und ein tieferes Verständnis für unsere eigenen Gedanken, Gefühle und Motivationen entwickeln. Dies kann zu einem gesteigerten Selbstbewusstsein führen und helfen, persönlichen Stärken und Schwächen besser zu erkennen und zu nutzen.

Zweitens bietet die Zeit in der Stille oder Auszeit die Möglichkeit, Stress abzubauen und sich zu regenerieren. In einer schnelllebigen Arbeitsumgebung trägt die dazu bei, Erschöpfung und Burnout vorzubeugen, indem man sich die notwendige Zeit nimmt, um sich zu erholen und neue Energie zu tanken.

Drittens fördert die Praxis des Innehaltens und der Selbstreflexion eine verbesserte Entscheidungsfindung und Problemlösungskompetenz. Indem wir uns Zeit nehmen, um verschiedene Perspektiven zu betrachten und kreative Lösungen zu entwickeln, können wir bessere Entscheidungen treffen und effektiver mit Herausforderungen umgehen.

Darüber trägt die Zeit in der Stille dazu bei, unsere emotionale Intelligenz zu stärken, indem wir die Fähigkeit verbessern, die Bedürfnisse und Gefühle anderer zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Dies wird zu einer verbesserten zwischenmenschlichen Kommunikation und einer positiven Organisationskultur beitragen.

Während einer Auszeit kann es von Vorteil sein, eine Mentorin an der Seite zu haben. Indem sie Fragen stellt, wertfreie Feedback gibt und alternative Sichtweisen miteinbringt, kann die andere Person dazu beitragen, dass wir nicht in alte Verhaltens- und Denkmuster hängen bleiben und, sondern neue Einsichten gewinnen.

Insgesamt bringt es uns allen also persönliche Vorteile, regelmäßig in die Stille zu gehen oder sich Auszeiten zu nehmen, um auf weibliche Art Lösungen zu finden. Durch diese Praxis können wir Selbstkenntnis, Stressresistenz, Entscheidungsfähigkeit und emotionale Intelligenz stärken, was letztendlich zu einer verbesserten Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit im persönlichen und beruflichen Bereich führen wird.

Werteorientierte Co-Creation mit Frauen

Wenn wir etwas bewirken wollen, sollten wir unsere verbindende Qualität mehr leben. Viel zu oft ist unter uns Frauen noch Konkurrenz, sowohl im persönlichen als auch beruflichen Bereich, zu spüren. Dies schwächt uns. Auch wir dürfen unsere potenziell limitierenden Werte und Glaubenssätze loslassen, uns stärkenden Werte bewusst werden und den Mut haben, unser Handeln und unsere Entscheidungen darauf abzustimmen. Mit dieser Herangehensweise kann Sicherheit, Vertrauen und Offenheit entstehen. Wir schaffen damit die Grundlage, gemeinsam nach kreativen Lösungen für unsere individuellen und gemeinsamen Herausforderungen zu suchen. Wir sollten unsere Intuition schulen, unsere Kreativität aktivieren und uns von unserer inneren Weisheit leiten lassen, statt einem starren, männlich geprägten Denken oder unserem Ego zu folgen. Indem wir wertschätzend gemeinsam an einer Lösung arbeiten, können wir die Vielfalt unserer Perspektiven und Fähigkeiten nutzen. Wir können etwas bewirken, zu dem wir alleine nicht in der Lage sind. Es ist an der Zeit, dass wir uns als Frauen gegenseitig unterstützen und ermutigen.

Wie gehen wir Frauen miteinander um?

Wenn Frauen wertschätzend und verbindend miteinander umgehen, schaffen sie einen Raum, in dem Mangel und Konkurrenz keinen Platz haben. Das Thema der wechselseitigen Unterstützung und der Umgang miteinander ist von entscheidender Bedeutung. Sei mal ehrlich, neigen wir nicht dazu, Männer, ihre Macht und ihr egoistisches Verhalten zu kritisieren und fühlen uns gleichzeitig nicht ausreichend wertgeschätzt? Doch es ist aus meiner Sicht wichtig, auch einen kritischen Blick auf unser eigenes Verhalten zu werfen. Wie gehen wir als Frauen miteinander um? Tragen wir unbewusst zu einem Umfeld bei, in dem Konkurrenz und Missgunst herrschen? Die Realität für mich ist, dass auch wir Frauen teilweise dazu neigen, uns gegenseitig zu untergraben und in einen Konkurrenzkampf zu gehen. Anstatt die Finger auf die Alpha-Männer zu zeigen und sie versuchen zu verändern, sollten wir uns zuerst selbst unserer Macht bewusst werden, indem wir unser Verhalten reflektieren. Wir können dazu beitragen, wenn wir die Entscheidung treffen, daran etwas zu verändern. Wir können eine Wertekultur schaffen, in der wir alle davon profitieren.

 

Praktisches Beispiel weibliche Qualität leben

Am 08. März habe ich 7 wundervolle Frauen anlässlich des Frauentags eingeladen, um den Genuss eines Frühstücks zu zelebrieren und über den Frauentag und die Weiblichkeit zu diskutieren. Es wurde schnell klar, dass der Frauentag für uns kaum Bedeutung hatte. Dennoch begannen wir, diesen Tag neu zu interpretieren. Voller Offenheit und Verbundenheit tauschten wir nicht nur Gedanken über Weiblichkeit aus, sondern auch persönliche und berufliche Erfahrungen. Es war mehr als nur ein Brunch; es war ein Raum, um sich gegenseitig zuzuhören und zu ermutigen. Es war ein Tag, um auch emotionale Themen anzusprechen. Unsere Zusammenkunft war nicht nur eine Gelegenheit, um genussvoll zu essen, sondern auch, um kreativ zu werden und Lösungen für verschiedene Lebensbereiche zu finden. Ohne Agenda, einfach weil es sich ergab. In einem offenen und unterstützenden Umfeld wurden Ideen präsentiert und diskutiert, wie wir unseren Alltag nachhaltiger gestalten können, ohne dabei Zeit und Energie zu verlieren. Wie wir durch das Erlernen der gewaltfreien Kommunikation unsere Kollegen besser kennenlernen und wertschätzen können. Die Vorschläge, wie wir die Beziehungen zu unseren Partnern vertiefen können, waren ebenso vielfältig und inspirierend. Es war erfrischend zu sehen, wie wir gemeinsam nach ganzheitlichen Lösungen strebten, die nicht nur uns selbst, sondern auch unserer Umwelt und unseren Beziehungen zugutekommen. Was diese Erfahrung besonders machte, war die Leichtigkeit und Freude, mit der wir gemeinsam agierten. Es gab keinen Plan, sondern einfach den Wunsch, im Fluss zu sein und miteinander verbunden zu bleiben. 

Eine Teilnehmerin brachte es auf den Punkt: „Tatsächlich habe ich den Frauentag noch nie so erlebt, wie wir es heute getan haben.“

 

Unser klares Résumé: Für uns braucht es keine Gleichbehandlung, sondern die kraftvolle Entscheidung, dass die Weiblichkeit mehr Raum bekommt, unabhängig von Mann und Frau.

Wann triffst Du Deine kraftvolle Entscheidung für mehr Weiblichkeit?

Trifft einer dieser Punkte auf Dich zu ?

  • Du bist UnternehmerIn oder Führungskraft?
  • Du fühlst Dich kraftlos und ausgebrannt, sehnst dich nach Raum und Zeit nur für dich?
  • Du möchtest eine private oder berufliche Entscheidung fällen?
  • Du möchtest die Stimme deines Herzens hören?
  • Du befindest sich in einer schwierigen Situation in deinem Leben, für die es scheinbar keine Lösung gibt?

Eine Antwort

  1. Herzlichen Dank, liebe Vesna, für das Teilen dieser inspirierenden Worte!
    Ich denke seit einigen Jahren ebenso und wünsche mir nicht Gleichbehandlung sondern gleiche Wertschätzung von männlichen und weiblichen Qualitäten. Gerade als Führungskraft habe ich viele Erfahrungen machen dürfen. Jahrelang habe ich versucht, es den Männern gleich zu tun und mich immer gewundert, warum ich damit keinen Erfolg hatte. Inzwischen weiß ich es besser und lebe meinen weiblichen Führungsstil. Es ist allerdings nicht einfach, dafür die gleiche Wertschätzung zu bekommen. Meine Herren Kollegen merken zwar, dass ich andere Prioritäten und Werte habe und lassen manchmal durchblicken, dass ich mir doch ein zu einfaches Leben machen würde. Dabei sorge ich nur gut für mich und meine Mitarbeitenden und in meiner Abteilung läuft vieles besser als bei den Herren. Die wahren Gründe werden aber nicht gesehen. Das kann ich aber inzwischen sehr gut nehmen und bleibe mir treu. Selbst unsere Gleichstellungsbeauftragte versteht überhaupt nicht, was mein Anliegen ist und hat auch kein Interesse, mir zuzuhören.
    Mögen es immer mehr werden, die so bewusst über Gleichberechtigung denken!

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